
Seit ich im letzten Jahr ein paar Bilder von Genki und Momo in Softgeschirren wie diesen gezeigt habe, werde ich immer wieder gefragt, ob ich nicht auch eine Nähanleitung dafür machen könnte. Das hat nun leider sehr lange gedauert, denn zum einen sind Nähanleitungen etwas aufwendig, zum anderen musste ich dafür erst neue Geschirre nähen um den Prozess zur besseren Erklärung fotografieren zu können. Ich selbst bevorzuge aber eindeutig Geschirrarten wie das Norwegergeschirr, das komplett aus Gurtband besteht, denn auch wenn es nicht so schön aussieht, ist es dadurch natürlich stabiler als ein Stoffgeschirr und ich traue ihm mehr einen stark an der Leine ziehenden Hund auch auf Dauer stand zu halten. Softgeschirre würde ich daher auch nicht für all zu schwere Hunde empfehlen.

Um ein Softgeschirr zu nähen braucht ihr folgendes Material. Das Gurtband und das jeweilige Zubehör, also Ring, Schnalle und Schließer, müssen die selbe Breite haben. Für Genki und Momo nehme ich hier 2,5cm. Für sehr kleine Hunde empfiehlt es sich natürlich schmaleres Material zu nehmen. Das Schrägband hat eine fertige Breite von 2cm. Das kann man so fertig kaufen, oder selbst falzen. Beim Innenstoff empfiehlt es sich ein möglichst festest Material zu nehmen, sonst ist euer Softgeschirr sehr lappig. Hier habe ich Filzstoff genommen, ich habe aber auch schon Softgeschirre mit Kunstleder und Canvasstoff als Innenstoff genäht. Besonders letzteres fand ich aufgrund seiner Reißfeste besonders geeignet, es ist aber kein sehr weiches Material. Wenn ihr wollt, dass euer Geschirr auch innen kuschelig weich ist, könnt ihr auch das feste Material in der Mitte einnähen und für Innen einen dritten Soff, wie zum Beispiel weiches Fleece, verwenden.

Als nächstes braucht ihr euer Schnittmuster. Dieses sieht in etwa so aus und ich habe es mir einfach selbst auf Papier gezeichnet und dann meinen Hunden jeweils umgelegt, um zu schauen, wie es passt und wenn nötig angepasst. Dazu habe ich zwei DINA4 Blätter aufeinander gelegt, eine Hälfte aufgezeichnet, die Blätter mit Tesafilm an einer Seite zusammengeklebt und das Schnittmuster ausgeschnitten. Zum Anprobieren kann man auch die beiden oberen Enden mit Tesafilm zusammenkleben, um besser zu sehen, ob es passt. Zum richtigen Sitz muss das Geschirr, wenn man die oberen Enden zusammenklebt, locker über den Kopf des Hundes gestreift werden können. Der Bereich an der Brust sollte nicht zu breit sein, damit das Geschirr nicht unter den Achseln einschneidet, ebenso sollte hinter den Achseln etwas Freiraum sein. Ein gut sitzendes Geschirr, egal welcher Art, darf niemals hinter den Rippen des Hundes sitzen. Für euer Schnittmuster braucht ihr keine Nahtzugabe! Was ihr hier ausschneidet, entspricht auch dem letztendlichen Geschirr.


Als erstes zeichnen wir mit unserem Schnittmuster den Stoffteil des Geschirres ein Mal auf unseren Innenstoff und unseren Außenstoff auf und schneiden beides sauber aus. Nun legt ihr den Innen- und Außenstoff aufeinander, so dass die schönen Seiten jeweils nach Außen zeigen. Ihr könnte beide Schichten zum besseren Halt auch mit Stecknadeln befestigen, oder, wenn es euch das ganze erleichtert, ein Mal möglichst außen am Rand zusammennähen.

Dann werden die beiden oberer Enden zu einer Schlaufe für die Kopföffnung zusammengenäht. Hier legt ihr die Stoffschichten direkt aneinander, ohne dass sie sich überlappen und näht sie gründlich mit einem engen Zickzack-Stich zusammen. Hier ist es nicht wichtig, dass der Stich schön aussieht, denn es wird später Gurtband darüber genäht, so dass man ihn nicht sieht. Es ist aber wichtig, dass ihr gründlich vernäht, damit hier nichts auseinander reißen kann.








Bei meinen vorherigen Softgeschirren wie sie hier oder hier zu sehen sind, habe ich mir die Mühe gemacht, das Gurtband vor dem Vernähen mit Stoff zu ummanteln. Das sieht deutlich schöner aus, ist aber recht viel Arbeit und man braucht eine längere Stoffbahn. Wie ich Gurtband mit Stoff ummantle, habe ich hier in meinem Halsbandtutorial gezeigt. Außerdem sind meine anderen Softgeschirre im Brustbereich durch eine Steckschnalle verstellbar. Wie man die Steckschnalle einarbeitet, könnt ihr hier in meinem Tutorial zum Norwegergeschirr sehen. Hier überspringe ich diesen Schritt.


Das Selbe wird nun auch am anderen Ende mit dem langen Gurtbandstück gemacht. Wenn ihr keinen Schieber verwendet, müsst ihr die Länge hier natürlich genau an euren Hund anpassen. Nachdem ihr das eine Ende des langen Gurtbandes aber festgenäht habt, ist das Geschirr schon nahezu fertig und ihr könnt es eurem Hund anziehen, das andere Ende der Steckschnalle vor dem Vernähen einfädeln und einfach ausprobieren, wie lange das Gurtband sein muss, damit es passt. Wenn ihr die richtige Länge gefunden habt, näht ihr das Gurtband nach dem Einfädeln der Steckschnalle zusammen.

Jetzt fehlen nur noch ein paar kleine Handgriffe. Ihr könnt den D-Ring ganz am Ende der Schlaufe, oder in der Mitte vernähen. Beide Varianten gibt es und ich habe sie beide ausprobiert, merke jedoch keinen Unterschied, so dass ich zu dem Schluss gekommen bin, dass die Position vermutlich egal ist. (Weiter unten gibt es ein Foto von Genkis Geschirr, bei dem ich den D-Ring weiter vorn eingearbeitet habe.) Schiebt den D-Ring in die gewünschte Position, führt den Brustgurt durch die Gurtschlaufe auf dem Rücken und näht die Schlaufe ein Mal zwischen dem D-Ring und einmal zwischen dem Brustgurt zusammen, so dass beim Tragen nichts verrutscht. Beachtet dass ihr mehr Platz für den Brustgurt lassen müsst, wenn ihr das Geschirr eurem Hund später so anziehen wollt, dass er keine Füße dabei heben muss. In diesem Fall muss die ganze Steckschnalle durch die Öffnung geschoben werden können.

Nun ist das Softgeschirr fertig. Ich hoffe, dass die Anleitung, zumindest mit Hilfe der Bilder zur besseren Veranschaulichung, hilfreich war. Der Zeitaufwand für ein Softgeschirr beträgt bei mir, wenn ich das Gurtband nicht zusätzlich mit Stoff ummantle, etwa eine Stunde.


Alle Materialien solltet ihr in einem gut sortierten Stoffgeschäft bekommen können. Steckschnallen, Ringe und Schieber bekommt man auch oft in Bastelgeschäften und natürlich auch online über die gängigen Plattformen wie DaWanda oder auch Ebay.

Viel Freude am Nähen! Berichtet doch, ob ihr ein Geschirr mit Hilfe unserer Anleitung genäht habt, wir würden uns freuen!

